„Rien ne va plus“… Nichts geht mehr. Dieser Spruch fällt beim Roulette, wenn es nicht mehr möglich ist, Wetten zu platzieren. Jetzt gilt diese Ansage auch für den beliebtesten Zahlungsanbieter PayPal in Deutschland, wenn es um Transaktionen in online Casinos geht. Der amerikanische Zahlungsanbieter beschloss Ende 2018, sich als Zahlungsoption aus den deutschen online Casinos zurückzuziehen. Allerdings kommt dieser Rückzug nicht von ungefähr, denn bereits 2017 zog PayPal den Käuferschutz für die Casino Transaktionen auf. Nun ist es soweit, seit Januar dieses Jahres steht die beliebteste Zahlungsoption der Deutschen für das Glücksspiel nicht mehr zur Verfügung.
Was sind die Gründe für das „Aus“?
Bei der Frage nach den Gründen für das Aus von PayPal gibt es viele Gründe. Allerdings hält sich PayPal selbst mit einer Stellungnahme zurück, wobei niemand dem Unternehmen dafür Vorwürfe machen kann. Denn bei Konzernen dieser Größe ist diese Verfahrensweise durchaus Gang und gäbe. Die Kunden erhalten E-Mails mit dem Hinweis auf die Änderungen der Geschäftsbedingungen und das ohne das eine Presseveröffentlichung erfolgt.
Darum soll es auch hier keinerlei Spekulationen geben, warum PayPal sich zurückgezogen hat. Doch es gibt durchaus klare Indizien, die sicherlich in die Entscheidung mit eingeflossen sind. Einer der wichtigsten Punkte ist mit größter Wahrscheinlichkeit der deutsche Glücksspielstaatsvertrag. Bis heute hat es die deutsche Regierung nicht geschafft, im Gegensatz zu anderen Ländern wie Italien, Schweden, Großbritannien und andere EU-Länder, eine moderne und sinnvolle Regulierung in Hinsicht auf das Online Glücksspiel zu finden.
Seit vielen Jahren sind sich die Bundesländer extrem uneinig (vermeiden wir das Wort zerstritten), um eine Neuregelung und Anpassung an das online Gambling zu vereinbaren und in naher Zukunft wird es wohl auch nicht dazu kommen. Dieses Chaos führte 2011 sogar dazu, dass Schleswig-Holstein einen Alleingang unternahm und den online Casino- und Sportwetten Anbietern Glücksspiellizenzen ausstellte. Mittlerweile sind diese Lizenzen abgelaufen, doch das Bundesland wird diese aller Wahrscheinlichkeit nach, bis in das Jahr 2021 verlängern, in der Hoffnung, dass es bis dahin eine Einigung gibt.
Welche online Casino sind von dem PayPal Rückzug betroffen?
Die ersten Opfer des PayPal-Aus in Deutschland sind vor allem die beiden Schwergewichte der Glücksspielszene: die GVC Holdings und die 888 Holdings. Zu Ersterem Konzern gehören bekannte Casino Marken wie Partycasino und CasinoClub. Mit dem 888 Casino und dem 777 Casino ist die 888 Holdings auf dem deutschen Markt vertreten.
In den oben genannten online Casinos mit Paypal können deutsche Kunden bereits seit dem 19. Dezember 2018 keine Zahlungen mehr über PayPal durchführen. Zu dem Rückzug haben sich weder 888 noch GVC öffentlich geäußert und es ist bisher auch nicht bekannt, ob PayPal die Zusammenarbeit mit weiteren Anbietern auf dem deutschen Markt beenden wird. Doch Vermutungen zufolge ist das mehr als sicher.
Das Aus vom „Käuferschutz“ und Rückbuchungen von PayPal
Einer der Gründe das PayPal auf dem Glücksspielsektor so große Erfolge verbuchte, war sicherlich der Käuferschutz. Erhielt der Kunde die bestellte Ware oder Dienstleistung nicht, konnte er diesen bequem aktivieren. Besonders die Spieler der online Casinos haben davon gern Gebrauch gemacht. Daher nahm der Zahlungsdienstleister bereits 2016 in die AGB auf, dass der Käuferschutz für das Glücksspiel nicht gilt.
Ebenfalls ist anzunehmen, dass die steigende Anzahl der Kunden, die mit Hilfe von Rechtsanwälten ihre Einzahlungen in den Online Casinos zurückforderten, problematisch war. Zum einen waren die zum Teil langwierigen Prüfungen nicht nur kostenintensiv, sondern diese endeten oftmals damit, dass PayPal, selbst bei den EU lizenzierten Casinos die Einzahlungen zurückerstatten musste. Für den Spieler selbst waren die Folgen überschaubar. Zwar wurde das PayPal Konto in der Regel gesperrt, doch ansonsten musst der zahlungsunwillige oder der „schlechte Verlierer“ nichts befürchten.
Da der Zahlungsdienstleister bei jeder Zahlung „nur“ 1% der Summe als Kommission erhält, ist es verständlich, dass die Gewinne des Unternehmens litten. Doch auch der Status als einer der weltweit größten Zahlungsdienstleister und das Bild der „weißen Weste“, mit der sich PayPal gern präsentiert, passt nicht zum Glücksspiel. In Hinsicht auf diese Fakten ist es vollkommen verständlich, dass es zu einem (wahrscheinlich vorübergehenden) Rückzug kam.
Alternativen zu den PayPal Casinos
Doch Spieler müssen nicht schwarz sehen für Ihre Ein- und Auszahlungen. Denn es gibt neben den anderen E-Wallets wie NETELLER und Skrill sowie den Kreditkarten noch weitere schnelle Lösungen. Extrem beliebt ist bspw. derzeit trustly, eine Zahlungsoption, die sicher und einfach ist, ebenso wie PayPal. Ebenso gut sind Zahlungswege wie Giropay oder Sofortüberweisung. Auch damit ist es möglich schnell, bequem und sicher einzuzahlen. Nicht zu vergessen ist die paysafecard, mit der ein jeder Gambler nicht nur schnell, sondern auch anonym einzahlen kann. Zu guter Letzt gibt es noch die Banküberweisung, doch diese hat einen Nachteil: Es dauert ein paar Tage, bis das Geld auf dem Spielerkonto verbucht wird. Eben das will niemand mehr in 2019 – doch es gibt schließlich genügend Alternativen.
Wird PayPal zurückkommen?
Kommt es zu einer Regulierung des deutschen Glücksspielmarktes, dann wird sicherlich PayPal wieder mit dabei sein. Bereits jetzt werden den Sportwetten-Anbietern, die kein oder ein separates online Casino haben, und über eine Lizenz aus Schleswig-Holstein verfügen, PayPal an. Sobald auch die Casinos lizenziert sind, wird PayPal wieder mit an Bord sein.